Lebenswert . Leben . Lernen

             Die Illusion von der Willensfreiheit    Gefühle bestimmen, was wir wollen

Selbsterfahrung - Gelerntes Wissen ersetzt kein Erfahrungswissen

Wenn uns andere sagen, dass Holz leichter als Eisen ist, und wir weder ein Stück Holz noch ein Stück Eisen jemals in der Hand hatten, haben wir eine vollkommene andere Einstellung zu Holz oder Eisen, als wenn wir beides in der Hand gehalten und diese Erfahrung wahrgenommen  hätten. Man lasse das Wort „wahrgenommen“ einmal nachklingen.

Wenn ich Meinungen anderer ungeprüft übernehme, habe ich sie auf irgendeine Weise wahrgenommen, z.B. gehört oder gelesen. Ich habe sie „für wahr“ angenommen. Diese angenommene Wahrheit wirkt sowohl bewusst als auch unbewusst auf mein Verhalten. Wenn mir jemand sagt, dass es unmöglich ist, einen bestimmten Weg zu gehen, und ich das glaube und somit als wahr annehme, dann werde ich nicht versuchen, den Weg zu gehen.

Wenn ich zufällig auf eine wissenschaftliche Ausarbeitung gestoßen bin, die darlegt, dass der Mensch über einen freien Willen verfüge, und das nicht durch Selbsterfahrung überprüfe, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ich mich der Meinung anschließe.

Viele, vielleicht alle Menschen, die die Willensfreiheit bejahen, haben diese Meinung von anderen über- und als wahr angenommen. Anstatt diese angenommene Wahrheit, dieses gelernte Wissen durch Selbsterfahrung zu überprüfen, verteidigen sie dieses gelernte Wissen. Je intelligenter jemand ist und über je mehr angelerntes Wissen er verfügt, umso mehr Argumente kann er finden, um die Willensfreiheit als Tatsache erscheinen zu lassen. Deshalb ist ein wissenschaftlicher Streit über die Freiheit oder Unfreiheit des Willens auch nur wenig bis gar nicht sinnvoll. Was zählt, ist die eigene Erfahrung.

Deswegen will ich auch keine wissenschaftlichen Erklärungen geben, was ich auch nicht könnte, und wende mich nicht an Wissenschaftler, sondern an Menschen, die bereit sind, sich selbst zu beobachten und neugierig sind herauszufinden, warum sie dieses oder jenes wollen. Ich wende mich an Menschen, die bereit sind, ihren Wissensschatz daraufhin zu überprüfen, was davon sie von anderen über- und als wahr angenommen haben und dieses durch Selbsterfahrung zu überprüfen.

Lassen wir uns nicht von anderen unser Verhalten erklären, sondern entdecken und erkennen wir uns selbst. Auch die Hummel fliegt, obwohl Wissenschaftler ausgerechnet haben sollen, dass sie eigentlich gar nicht fliegen können sollte. Beteiligen wir uns nicht an dem Streit um die Willensfreiheit, sondern wenden wir das Gesetz, das unser Wollen bestimmt einfach an, berücksichtigen wir es im Umgang mit uns selbst und im Umgang mit anderen.

Bevor ich das Verhaltensgesetz darlege, muss ich das „Gesetz von Ursache und Wirkung“ kurz ansprechen.