Lebenswert . Leben . Lernen

             Die Illusion von der Willensfreiheit    Gefühle bestimmen, was wir wollen

Warum wir etwas wollen oder nicht wollen

Wir alle kennen es aus eigenen Erfahrungen:

  • Wir wollen gute Schulnoten, Zeugnisse usw.
  • Wir wollen in Sicherheit leben.
  • Wir wollen gesund sein.
  • Wir wollen nicht auf die heiße Herdplatte fassen.
  • Wir wollen nicht ungerecht sein.
  • Wir wollen keinen Fehler machen
  • Wir wollen ins Kino, Theater, Musical, in die Oper usw. gehen.
  • Wir wollen das Eis, den Apfel, die Banane, das Brötchen usw.
  • Wir wollen den Kaffe, den Tee, das Wasser, das Bier, den Wein usw.
  • Wir wollen keinen Streit.
  • Wir wollen, dass es auch anderen gut geht.
  • Wir wollen …
  • Wir wollen nicht ...

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen und kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein.

Warum wollen wir etwas und warum wollen wir etwas nicht? – Wir wollen etwas, weil damit gute Gefühle verbunden sind. Wir wollen etwas nicht, weil damit ungute Gefühle verbunden sind. Viele gehen gern ins Kino. Die meisten wohl wegen der Darbietung. Einige vielleicht allein schon, weil sie die Atmosphäre mögen und gern in Gemeinschaft mit anderen Popcorn essen, Cola trinken, lachen und weinen. Dann gibt es andere, die nicht gern ins Kino gehen. Ich zum Beispiel wegen meiner Platzangst. Und das geht, wie mir bestätigt wurde, nicht nur mir so. Dennoch bin ich einige Male ins Kino gegangen – meiner Frau zuliebe. Dann war das Gefühl, meiner Frau eine Freude zu machen, für mich (ge-)wichtiger als das angute Gefühl der Platzangst. Der Wille "Ins Kino gehen" oder "nicht ins Kino gehen" ergab sich aus dem Abwägen der Gefühle. Sehr häufig ist so ein Abwägeprozess weitaus komplexer, und es werden sehr viel mehr Argumente "abgewogen". Allerdings werden uns diese Prozesse nicht immer bewusst. Und vieles ist uns bereits zur Gewohnheit geworden. Aber auch unsere Gewohnheiten sind, bevor sie zu Gewohnheiten wurden, durch den Prozess des Abwägens der Gefühle zustande gekommen.

Meistens machen wir uns darüber gar keine Gedanken, dass es unsere Gefühle sind, die unseren Willen lenken. Wir greifen spontan zum Apfel anstatt zur Banane, die genau daneben liegt. Wir grüßen jemanden freundlich oder drehen uns zur Seite, um so tun, als würden wir ihn nicht sehen, nur um ihn nicht grüßen zu müssen. Warum tun wir das? Was passiert da in uns, das uns dann zu diesem oder jenem Verhalten veranlasst?