Lebenswert . Leben . Lernen

             Die Illusion von der Willensfreiheit    Gefühle bestimmen, was wir wollen

Irritierender Gebrauch der Worte "freiwillig" und "unfreiwillig"

Normalerweise sagen wir, dass wir freiwillig ins Kino und unfreiwillig oder nicht freiwillig zum Zahnarzt gehen. Ins Kino wollen wir freiwillig gehen, weil wir dort gute Gefühle erwarten. Zum Zahnarzt wollen wir nicht freiwillig gehen, gehen aber dennoch, obwohl uns dort vermutlich ungute Gefühle erwarten.

„Ich gehe freiwillig ins Theater. Da ist niemand, der mich dazu zwingt“, so argumentieren wir.

Wenn wir etwas wollen, trotz den damit verbundenen unguten Gefühlen, tendieren wir zur Benutzung des Wortes "unfreiwillig". "Ich gehe nicht freiwillig zum Zahnarzt. Aber es muss sein. Je länger ich warte, desto unangenehmer wird die Behandlung“, so oder so ähnlich sagen oder denken wir.

Unser Sprachgebrauch mit dem Wort "freiwillig" (ver-)führt uns zu dem Rückschluss, dass wir einen freien Willen hätten. Merkwürdiger Weise führt der Sprachgebrauch mit dem Wort "unfreiwillig" bzw. der Wortkombination "nicht freiwillig" nicht zu einem Widerspruch zur Annahme eines freien Willens.